In der Woche 15/2019 hat die Spiegel-Bestseller-Liste einen neuen Spitzenreiter. Ich kann nicht sagen, dass ich mich darüber besonders freue. Ein Buch wie "MontanaBlack: Vom Junkie zum YouTuber" zu bewerten, ist für Menschen meines Alters ein Drahtseilakt und eher zum Scheitern verurteilt. Ich werde es mal von meinem Standpunkt aus versuchen.
Ich kannte MontanaBlack bis zu dieser Woche nicht. Ist auch kein Wunder: Ich bin kein Gamer, habe nicht das Alter der Zielgruppe und habe auch keine Probleme mit irgendwelchen Rauschmitteln. Also habe ich mich neben dem Buch ein wenig mit dem öffentlichen Leben von MontanaBlack befasst. Ich habe seinen YouTube Kanal besucht, auf dem sich 1,9! Millionen Abonnenten tummeln. Sein letztes Video, das sich mit dem Erwerb seines neuen Autos befasst, wurde nach 13 Stunden schon von über 600.000 Nutzern angesehen. Was für eine Marktmacht. Seine YouTube-Werbung für sein Buch haben eine halbe Millionen Menschen angesehen. Somit ist der Sprung auf die Bestsellerlisten kein Zufall oder Glück.
Zum Buch selbst
Wer mit 31 eine Biografie schreibt, muss etwas zu erzählen haben. Und MontanaBlack hat dies offensichtlich. Besonders der Abstieg wurde meines Erachtens ehrlich und authentisch beschrieben.
Wer "lernen" möchte wie "einfach" und schnell man abrutschen kann, sollte das Buch lesen. Eltern haben das Buch auch gelesen, um ihre eigenen Kinder eventuell besser verstehen zu können, die in ähnlichen Situationen stecken.
Ich hoffe aber es ist eher eine Warnung für seine meist sehr jungen Follower.
Dem auch für mich interessanteren Teil - der Aufstieg - wurde im Buch zu wenig Raum gegeben. Ich glaube schon, dass es auch viele Erwachsene interessieren würde, wie man bei YouTube zu einem Abonnementen Millionär wird.
Dann noch eine Bemerkung zur rein technischen Qualität. Der Verlag hat wohl nicht an den großen Zuspruch geglaubt. Scheinbar wurde auf ein Lektorat ganz verzichtet. Neben den Rechtschreibfehlern fallen beim Lesen auch Logikfehler auf.
Fazit:
Für seine YouTube-Gemeinde ist das Buch scheinbar der heilige Gral. Wenn es die Jugend dazu bringt neben den Schulbüchern auch ein anderes Buch in die Hand zu nehmen - Super.
Ich für meinen Teil kann die Gefolgschaft nicht nachvollziehen. Ich habe mir einige YouTube-Videos von MontanaBlack angesehen. Zufall oder nicht - zwei der Videos würde ich eher einem Hunde-Blogger zugestehen.
Die Leistung von MontanaBlack ist bis hier unbestritten. Leider stimmt mich die Tatsache, dass Herr Eris mit seinem Lebensstil, erstrebenswert für über eine Millionen Follower sein könnte, sehr bedenklich.
Mit Anfang 20 ist Marcel Eris an seinem absoluten Tiefpunkt. Er ist drogenabhängig, hat keine Arbeit und wird obdachlos. Um an Geld für Gras und Kokain zu kommen, knackt er Autos und steigt in Häuser ein. Nichts deutet darauf hin, dass dieser perspektivlose Drogenabhängige aus Buxtehude es schaffen sollte, noch einmal in ein normales Leben zurückzukehren. Doch er schafft es und lässt die Welt übers Internet daran teilhaben. Marcel Eris wird zu MontanaBlack und MontanaBlack zu Deutschlands erfolgreichstem Gaming-Streamer mit Millionen Fans auf YouTube und Twitch.
Schonungslos offen erzählt er in seiner Autobiografie von dieser Zeit, die ihn tief geprägt hat, und davon, wie er es geschafft hat, vom Junkie zum YouTube-Star zu werden.